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von

Die Anwendung der feststehenden Spinnmaschine in der Streichgarnspinnerei anstelle des Selfaktors ist bekanntlich daran geknüpft, dass der Spinnvorgang auf dieser Maschine: Vorstrecken mit Vordraht und Nachdraht nach beendeter Vor

Fig. 95.

Feststehende Streichgarn-Spinnmaschine von Martin.

mit senkrechten Spindeln, Stillstandbremse und unter 60° schräg liegendem Streckwerk, welches die Vorgarnfäden sowohl von einer Vorgarnwalze des Florteilers wie von den aufgesteckten Spulen der Vorspinnmaschine erhalten kann. Die Maschine ist für weich gedrehtes Baumwollgarn Nr. 6 bis 20 metr. bestimmt, bei 2000 bis 3000 Uml./min, die durch Seilscheiben mit nachspannbarem Seil auf die beschriebene Weise geändert werden können. Die Spindel achse berührt in ihrer oberen Verlängerung den vordersten unteren Zuführcylinder.

Den neuen Reiter, der sich in seiner Grundform an den Vimontschen1) anlehnt, veranschaulicht Fig. 92 in der Arbeitstellung. Der Reiter wird aus Stahlblech gestanzt *) und besitzt neben 2 Führ

ösen f für den Faden 2 umgebogene Lappen a und b zur Führung in dem Schlitz des Laufringes R. Er legt sich dicht an die Kegelform des Kötzers K an und wird deshalb ohne grofse Fadenanstrengung leicht von diesem mitgenommen. Zur Erleichterung der Mitnahme ist eine

Schmiervorrichtung 3) vorgesehen, die in einer Oelrinne O besteht, aus welcher ein Docht das Oel in den Ringschlitz saugt.

Die beiden andern neuen Läufer bestehen aus schwachem Stahldraht. Der eine ist bei der im Vorberichte, weil damals noch nicht vorhanden, nicht genannten Spinnmaschine der

Fig. 96.

Röhrchen zur Erteilung des Vordrahtes von Martin.

streckung, erfüllt wird. Die Vorteile der feststehenden Spinnmaschine vor dem Selfaktor, haben nun schon lange dazu angeregt, diese Aufgabe zu lösen, und zahlreiche Vorschläge sind gemacht worden 1), ohne dass es bis heute diesen sogen. kontinuirlichen Streichgarnspinnmaschinen gelungen wäre, festen Fufs zu fassen. Fast die einzige Konstruktion, die nennenswerte Verbreitung erlangt hat, ist die von Cel. Martin in Verviers, die von dessen Nachfolgerin, der Société anonyme Cel. Martin, in einer gegen frühere Vorführungen 2) verbesserten Ausführung gezeigt wurde. Ein Schaubild dieser Maschine giebt Fig. 95, während die Anordnung der Spinnwerkzeuge aus dem Durchschnitte in der Patentschrift Nr. 113148 hervorgeht. Die Neuerung betrifft das in dieser angegebene Röhrchen zur Erteilung des Vordrahtes, das in Fig. 96 dargestellt ist und gegenüber der älteren Ausführung anstelle des Mitnehmerfingers eine bohrerartige Spitze s hat, in deren Gewinde

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Société Verviétoise angewandt; er rührt von N. und J. Laurency in Dolhain) her und ist in Fig. 94 abgebildet. Der Läufer hat eine runde wagerechte Schleife f, die sich in dem Schlitz des Ringes führt. Der zweite in Fig. 93 dargestellte, bei der Martin schen Streichgarn Ringspinnmaschine benutzte Läufer hat Stäbchenform 5).

1) Z. 1890 S. 604 m. Abb. Bazin hat die Vimontschen Versuchsergebnisse erworben und darauf weiter gebaut, sodass seine Form auch die Vimont-Bazinsche genannt wird.

2) Vergl. auch Leipziger Monatschr. f. Textilindustrie 1900 S. 730

m. Abb.

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gang das Loch des Röhrchens ausläuft, und welche dicht an den Festhaltepunkt des Vorgarnes zwischen Liefercylinder und Obercylinder O tritt, sodass der dem Faden durch das Röhrchen erteilte falsche Draht in der Schraubenwindung

1) Vergl. Grothe, Streicbgarnspinnerei, Berlin 1876, J. Springer, Bd. I S. 474 u. f. m. Abb.

2) Wien 1873; Antwerpen 1885, Z. 1886 S. 108 m. Abb.; Paris 1889, Z. 1890 S. 1002.

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gehalten und die sichere Einleitung des Fadens ermöglicht wird.

Um einen gerissenen Faden leicht wieder einführen zu können, ist das Röhrchen mit einer Bremse B ausgerüstet, die sich an den Würtelrand legt und durch den auf die Handhabe g zu legenden Obercylinder O angepresst wird. Zur Einführung des Fadens und zum Andrehen der gerissenen Enden muss der Cylinder 0 abgenommen werden.

Die zweite ausgestellte feststehende Streichgarn-Spinnmaschine von der Société Verviétoise zeigt Fig. 97 in einem Durchschnitt. Bemerkenswert ist dabei die Veränderung der Streckweite1), d. h. die Verstellbarkeit der in dreh baren Rahmen liegenden Einführeylinderpaare E, um die jeweils in Vorstreckung befindliche Vorgespinnstlänge zwischen diesen und den Streckcylindern C zu verändern. Diese während des Spinnens zu handhabende Einrichtung erhöht natürlich die Anpassungsfähigkeit der feststehenden StreichgarnZu beachten ist Spinnmaschine an das wechselnde Fasergut.

1) D. R.-P. Nr. 116540 von N. und J. Laurency in Dolhain, von welchen auch die benutzte Läuferform herrührt.

deutscher Ingenieure.

die aufserordentliche Länge der Spindeln und ihrer Lagerung und die Einrichtung zur Bewegung der Ringbank. Von dem Windungsherz H wird eine wagerecht geführte Stange hinund hergeschoben, welche durch eine an ihr verstellbare Zahnstange Z ein Rad R in Schwingungen versetzt; dieses wirkt auf die Hebewellen w der Ringbänke B, deren Gewichte durch die Gegengewichte G ausgeglichen werden. Zur Verstellung von Z dient die Schraubenspindel S, die in bekannter Weise (mit Sperrrad und Klinke) gesteuert wird.

Wie bemerkt, hat die feststehende Spinnmaschine durch die Verstellbarkeit des Streckfeldes, die neue Röhrchenform für den Vordraht und die Läufer zur Erzielung der Aufwindung des lose gedrehten Fadens auf die nackte Spindel eine gewisse Vollkommenheit erhalten, die ihr gestattet, bei Streichgarnen aus einem gleichfaserigen Rohstoff bei härterer Drehung mit dem Selfaktor zu wetteifern. Das Verspinnen der Mischungen so verschiedener Faserstoffe, wie sie bei Streichgarn Anwendung finden, verlangt aber eine weit gröfsere Regelung des Spinnvorganges in seinen einzelnen Teilen, welcher eben nur der Mulespinnvorgang voll genügt.

Sitzungsberichte der Bezirksvereine.
Eingegangen 19. Oktober 1901.

Frankfurter Bezirksverein.
Sitzung vom 18. September 1901.

Vorsitzender: Hr. Bergner. Schriftführer: Hr. Rissmann.
Anwesend 29 Mitglieder und 3 Gäste.

Hr. Weismüller leitet eine Besprechung des Zolltarifentwurfes in seiner Beziehung auf den Maschinenbau mit folgenden Worten ein:

>>Nach der im Frühjahr dieses Jahres herausgegebenen Statistik des Vereines deutscher Maschinenbauanstalten betrug die Einfuhr von Maschinen jeder Art im Jahre 1900 988 500 Doppelzentner (zu je 100 kg) und die Ausfuhr 2346000 Doppelzentner. Rechnet man diese Gewichte auf die in den letzten Jahren üblichen Preise um, so stellt sich für 1900 die Einfuhr auf 69 Mill., die Ausfuhr auf 188 Mill. M. Eine Statistik der Erzeugung für den Maschinenbau allein ist leider nicht veröffentlicht; nach sorgfältiger Schätzung ist sie im vorigen Jahre zu einem Geldwerte von 665 Mill. M, ohne die auf etwa 230 Mill. M veranschlagte elektrotechnische Erzeu gung, anzunehmen, sodass die Ausfuhr an Maschinen jeder Art im Jahre 1900 28 vH der Erzeugung betrug.

In dem Mafse, wie die Erzeugung von Maschinen bei uns zunimmt, denn in der Entwicklung der Industrie giebt es für uns kein Halt, macht sich die Notwendigkeit geltend, den Ueberschuss über unsern inländischen Bedarf nach dem Auslande abzusetzen. In den letzten 5 Jahren ist, trotzdem während dieser Zeit die Aufnahmefähigkeit gerade bei uns sehr grofs war, die Ausfuhr von Maschinen fortwährend gestiegen, und zwar von 137,7 Mill. M in 1898 und 178 Mill. M in 1899 auf die schon genannten 188 Mill. M in 1900, also in 3 Jahren um rd. 50 Mill. M. Freilich ist auch die Einfuhr von Maschinen gestiegen, und zwar von 52,5 Mill. M in 1898 auf 65,7 Mill. M in 1899 und die erwähnten 69 Mill. M in 1900.

Immerhin übersteigt unsere letztjährige Ausfuhr an Maschinen die Einfuhr um das 23/4 fache. Wenn ich auf die haupt. sächlichsten Maschinen kurz eingehe, so senden wir dem Auslande an Lokomotiven und Lokomobilen das 3 fache der Einfuhr, an Nähmaschinen das 1/4 fache, an Brauerei- und Müllereimaschinen das 8fache, an elektrischen Maschinen das 3 fache, an Dampfmaschinen das 5 fache, an Papiermaschinen gar das 15 fache, an Kranen und Aufzügen das 2 fache, an nicht besonders benannten Maschinen für industrielle Zwecke das 6 fache; in diesen Fällen stehen 122 Mill. M Einfuhr etwa 80 Mill. M Ausfuhr gegenüber; nur in landwirtschaftlichen Maschinen und in Baumwoll-Spinnereimaschinen übersteigt die Einfuhr wesentlich die Ausfuhr, und zwar um das doppelte, und es rücken deshalb die genannten günstigen Zahlen herunter. An dieser Einfuhr ist hauptsächlich Nordamerika (Ver. Staaten und Kanada) mit landwirtschaftlichen Maschinen, und zwar meistens Mähmaschinen und Selbstbindern, sowie England ebenfalls mit landwirtschaftlichen Maschinen, hauptsächlich Dreschmaschinen, und ferner England allein mit Spinnereimaschinen beteiligt; aufserdem kommen aus Amerika noch eine grofse Menge Werkzeugmaschinen.

Trotz alledem und trotz der grofsen Aufnahmefähigkeit bei uns überstieg wie oben gesagt im Jahre 1900 unsere Maschinenausfuhr die Maschineneinfuhr um das 234 fache.

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(Schluss folgt.)

Unser Hauptabsatz in Maschinen geht nach Russland, und zwar für etwa 37 Mill. M, und nach Oesterreich-Ungarn mit etwa 21 Mill. M.

In der gesamten Maschinenausfuhr von 188 Mill. M sind an Löhnen der Maschinenbauer etwa 60 Mill. M enthalten. (In unserer gesamten Maschinenerzeugung stecken etwa 220 Mill. M und in der gesamten Eisenindustrie Deutschlands Bergbau etwa 14 Milliarden M Arbeitslöhne.)

ohne

Diesen 60 Mill. M Löhnen müssen wir aber auch noch den Wert der Rohstoffe insofern zurechnen, als Erze und Kohlen an sich in der Erde gar keinen Wert haben, sondern ihn erst durch die in allen Formen geleistete und natürlich auch zu entlohnende Arbeit erhalten. Wird kein Fertigfabrikat verlangt, so wird auch kein Rohstoff erzeugt und wieder kein Rohstoff und keine fertige Ware transportirt.

Wenn die deutsche Maschinenindustrie in den letzten Jahren, wo wir selbst einen so grofsen Bedarf im Inlande hatten, schon zwischen / und ihrer Erzeugung ausführte, wie wird sich das erst gestalten, wenn unser innerer Verbrauch etwas nachlässt, und zwar nachlässt, während alle Fabriken sich vermehrt und vergröfsert haben, unsere technischen Hochund Fachschulen mehrere Tausende und unsere Volksschulen jährlich viele Zehntausende den Maschinenfabriken zuführen?

Wir müssen mit dem Ueberschusse unserer Maschinenerzeugung auf den Weltmarkt, wenn wir nicht darin ersticken sollen, und deshalb dürfen unsere Zölle nur eine mässige Höhe haben, damit nicht das Ausland zur Erhöhung seiner Zölle geneigt wird.

Was ist nun eine mässige Höhe? Hierüber gehen die Ansichten auseinander. Ich habe mich schon seit meiner ersten praktischen Thätigkeit mit Zollfragen befasst, und war anfänglich aufgrund unserer damals vorliegenden Verhältnisse streng schutzzöllnerisch; davon bin ich nach und nach infolge der Erstarkung und Ausdehnung unserer Industrie abgekommen, aber ich bin noch lange kein Freihändler. Wie in allem, so stehe ich auch hier auf der Mittellinie.

Von diesem Gesichtspunkte aus habe ich mich als Gruppenführer des deutschen Maschinenbaues, insbesondere für die Abteilung Hebezeuge, in Gemeinschaft mit meinem Kollegen E. Becker, Berlin, dann aber auch als Vorstandsmitglied des Verbandes Deutscher Eisen- und Stahlindustrieller seit 2 Jahren an den Vorberatungen für den jetzigen Zolltarif, zunächst allerdings für das Zollschema, beteiligt.

Ich will zunächst kurz bemerken, dass die Aufstellung eines der Entwicklung der Industrie folgenden Zollschemas von grofser Wichtigkeit ist. Trotzdem das vom Reichsamt des Innern im vorigen Jahre zuerst aufgestellte Zollschema 1365 Positionen zeigte, genügte es den Anforderungen der Industrievertreter bei weitem nicht. Es liefen zahlreiche Vermehrungsanträge ein, denen jedoch meistens nicht zugestimmt worden ist; denn der neueste Entwurf weist gegenüber dem ersten eine Verminderung um 419 Positionen auf, er zählt nur noch 946.

Dagegen ist die Zahl der Abschnitte von 17 auf 18 vermehrt worden, und die bisher unter verschiedenen Abschnitten zerstreuten Maschinen sind in dem 18. Abschnitte vereint worden.

Leider hat es die Gruppe Hebezeuge, die Hr. Becker und ich vertreten, trotz ihrer grofsen Bedeutung in der Industrie

8. März 1902.

nicht erreicht, zusammen aufgeführt zu werden; es würde zu weit führen, nachzuweisen, wo die einzelnen Hebevorrichtungen jetzt untergebracht sind, die meisten jedoch unter 906: nicht besonders genannte Maschinen. Die genaue Spezifikation der Hebezeuge ist indes in das neu anzulegende amtliche Warenverzeichnis aufgenommen.

Bei Erörterung des Warenverzeichnisses am 6. April 1900 mit den Vertretern der Reichsregierung kam ich auch auf die technische Befähigung der Zollbeamten zu sprechen, und diese meine sehr ausführlich begründete Anregung ist wohl die Veranlassung gewesen, dass vor einigen Wochen eine Anweisung über die technische Ausbildung der bereits in Dienst stehenden Zollbeamten ergangen ist; naturgemäfs wird sich hieraus überhaupt der Eintritt von Ingenieuren in die Zollverwaltung ergeben, wie ich dies schon für den Konsulardienst angeregt habe.<<

Der Redner geht des näheren auf die Zollsätze für Hebezeuge, insbesondere für Schnellwinden, ein und fährt dann fort: »Mit Vorstehendem habe ich eine allgemeine Uebersicht über die auf der Tagesordnung stehende Frage, soweit sie den Maschinenbau berührt, gegeben und die besonderen Wünsche meiner Gruppe angefügt.

Es wäre mir nun angenehm, sowohl Bemerkungen zu meiner allgemeinen Uebersicht zu hören, als auch genau gefasste Wünsche für andere Gruppen des Maschinenbaues zu vernehmen, da ich für meinen Teil beabsichtige, den im Anfang Oktober seitens der deutschen Eisen- und Stahlindustrie und des Vereines deutscher Maschinenbauanstalten einberufenen Versammlungen beizuwohnen.

Da unser Verein jedoch Angehörige aller Industriezweige zu seinen Mitgliedern zählt, giebt die heutige Besprechung vielleicht noch dem einen oder andern Mitgliede Veranlassung, soweit es noch nicht geschehen sein sollte, hier bei uns oder an sonst geeigneter Stelle seine Ansichten zu äufsern.

Selbstverständlich kann es sich hier bei uns nur um eine mehr technische Aussprache über unsere Betriebszweige und nicht um eine allgemeine politische Besprechung über Zölle und Handelsverträge handeln; das ist Sache wirtschaftlicher Vertretungen.

Darüber muss sich aber jeder Ingenieur klar sein, dass die Hebung unseres Standes mit der Entwicklung unserer Industrie zusammenhängt, dass unsere Industrie eines gewissen Schutzes für den Absatz ihrer Erzeugnisse im Auslande, aber auch der Möglichkeit, ihre Erzeugnisse nach andern Kulturstaaten abzusetzen, bedarf.

Dazu ist zunächst die Aufstellung eines zutreffenden autonomen Zolltarifes, ferner aber der Abschluss langfristiger Handelsverträge notwendig, bei denen dann die entsprechenden Gegenleistungen in einer unser Interesse bestens wahrenden Weise zu vereinbaren sind.<<

Hr. Bergner dankt Hrn. Weismüller für den Vortrag und stellt ihn zur Verhandlung.

Hr. Korb spricht sich gegen die im Entwurf vorgesehene Verzollung nach Gewicht aus; denn dadurch werde der Zoll zu ungleichmäfsig verteilt, und es sei möglich, durch Auseinandernehmen von Maschinen und durch Verzollen der einzelnen Teile einen kleineren Zollbetrag zu erreichen als durch Verzollen der ganzen Maschine. Man solle daher dahin arbeiten, dass ein Wertzoll eingeführt werde.

Hr. Weismüller macht geltend, dass darüber nicht mehr gestritten werden könne. Man müsse den Gewichtzoll als vollendete Thatsache annehmen, und es sei Sache der Regierung, durch technische Ausbildung der Zollbeamten den angedeuteten Zollhinterziehungen zu begegnen.

Hr. P. Stein erwähnt mit Bezugnahme auf eine Bemerkung über den amerikanischen Wettbewerb, dass es freilich für die Amerikaner leicht sei, ihre Ware bei uns anzubringen, da sie bei uns nur etwa 3 vH Zoll zu zahlen hätten; den Deutschen sei dagegen durch den amerikanischen Zoll von etwa 45 vH der dortige Markt vollständig verschlossen.

Hr. Frankhänel meint, es sei ja für jeden verlockend, einen möglichst hohen Zollsatz zu bekommen, aber der Fabrikant werde dadurch veranlasst, sich auf die Bärenhaut zu legen, da er dann vom Wettbewerb nicht mehr so scharf getroffen werde. Es sei für Deutschland von grofsem Vorteil gewesen, dass so viele amerikanische Werkzeugmaschinen ins Land gekommen seien, denn dem sei nicht nur der jetzige Stand des deutschen Werkzeugmaschinenbaues zu verdanken, sondern auch der Aufschwung im übrigen; mit den alten Maschinen hätte man das nicht leisten können, was jetzt geleistet werde. Aus diesen Gründen hält er zu hohe Zollsätze nicht für angebracht.

Hr. Weismüller bemerkt dazu, dass er auch nicht auf dem Standpunkt stehe, man müsse hohe Zollsätze erlangen. Thatsächlich bewegten sich die angesetzten Zölle in mässigen Grenzen. Es sei nur auf das im Tarif enthaltene Missverhältnis zwischen Ganz- und Halbfabrikaten aufmerksam zu machen.

Hr. Petit betont, dass der Vorteil des Amerikaners in der Spezialisirung beruhe; diesem Vorteil solle man mehr durch technische Mafsnahmen als durch hohe Zölle entgegentreten.

Hr. Weismüller bittet, ihm besondere Wünsche inbezug auf den Zolltarif aus den Kreisen des Maschinen- und Metallgewerbes zur Erweiterung seiner Unterlagen für die im nächsten Monat beginnenden Verhandlungen baldigst zu übermitteln.

Hr. Schubbert zeigt eine Anzahl fehlerhafter Dampfmaschinendiagramme vor und betont dabei, dass man trotz der heutigen Vollkommenheit im Dampfmaschinenbau selbst bei ganz neuen Maschinen die unglaublichsten Fehler vorfinde, die den Besitzern erhebliche unnütze Summen für Brennstoff kosten.

Sodann bespricht Hr. Schubbert den Geipelschen Kondensationswasserableiter. Die Hauptvorzüge dieser Vorrichtung bestehen nach seiner Ansicht darin, dass sie ohne innere bewegte Teile arbeitete und daher einfach zu bedienen sei; auch sei es möglich, Dampf hindurchzublasen. Jedoch sei die Vorrichtung nicht für alle Betriebe verwendbar, da sie das Wasser nicht hoch leite.

Eingegangen 4. November 1901.
Bezirksverein an der Lenne.
Sitzung vom 16. Oktober 1901.

Vorsitzender: Hr. Hase.

Anwesend 38 Mitglieder und 19 Gäste.

Hr. Frölich (Gast) spricht über Huber-Pressung). In der sich an den Vortrag anschliefsenden Erörterung bemerkt Hr. Frölich auf eine Frage über die Erhitzung des Presswassers, dass es erst nach mehrstündigem Gebrauche nötig sei, das Presswasser zu erneuern.

Auf eine im Fragekasten befindliche Anfrage nach der Ursache des am 6. Oktober in Gevelsberg erfolgten Einsturzes eines neuerbauten Schornsteines berichtet Hr. Gewerberat Claufsen, dass der Unfall nicht durch den an jenem Tage herrschenden Sturm veranlasst gewesen ist, dass der Schornstein vielmehr gerade der Richtung des Sturmes entgegen eingestürzt ist, anscheinend weil der mangelhafte Mörtel infolge des starken Regens aus den Fugen ausgewaschen war; überhaupt waren Verband, Ausführung und Baustoff wenig zweckentsprechend.

Eingegangen 4. November 1901.
Siegener Bezirksverein.
Sitzung vom 2. Oktober 1901.

Vorsitzender: Hr. Grauhan. Schriftführer: Hr. Schmerse.
Anwesend 12 Mitglieder.

Der Vorsitzende macht Mitteilung von dem Tode des früheren Vorsitzenden des Bezirksvereines Hrn. Fritz Stähler. Die Anwesenden erheben sich zu Ehren des Verstorbenen von ihren Sitzen.

Darauf berichtet Hr. Wischel über die Hauptversammlung in Kiel.

Alsdann spricht Hr. Grauhan über den neuen Leuchtturm in Borkum. Auf der Nordseeinsel Borkum giebt es zwei Leuchttürme. Der eine sogenannte grofse Leuchtturm mit Petroleumlicht liegt mitten im Dorfe Borkum und ist aus Mauerwerk gebaut. Der andere, neuer oder elektrischer Leuchtturm genannt, liegt an der Südwestküste und ist ganz aus Gusseisen hergestellt. Jener leuchtet über die offene See und bezweckt, den Schiffern bis auf 21 Seemeilen Entfernung die Richtung zu zeigen, während dieser die Ein- und Ausfahrt der Ems beleuchtet; er ist deshalb besonders bemerkenswert, weil er eine Einrichtung für Funkentelegraphie erhalten hat. Das Bauwerk ist auf einem 3 m hohen gemauerten Grundmauerwerk errichtet und in cylindrischer Form ganz aus gusseisernen Segmentstücken mit innerer Flanschverschraubung hergestellt.

Das Leuchtwerk befindet sich etwa 28 m über dem Grundmauerwerk und ist für festes und für Blitzlicht eingerichtet. Vor der Lichtquelle, einer starken Bogenlampe, sind drei Fenster angeordnet, deren mittleres dem Lichte freien Durchgang gestattet, während die aufseren mit Klappläden versehen sind, die durch ein Uhrwerk geöffnet und geschlossen werden, und zwar so, dass das eine Fenster in jeder Minute eine gerade Zahl von Lichtblitzen, das andere eine ungerade Zahl durchlässt. Vor Borkum liegt ein langes und gefährliches Riff, das nur durch die beiden Emsmündungen, die Oster- und Westerems, durchbrochen ist. Für die Einfahrt kommt hauptsächlich die letztere inbetracht. Wenn nun ein einfahrendes Schiff festes Licht sichtet, so weils es, dass es im richtigen Fahrwasser ist. Sichtet es dagegen Blitzlicht, so muss es seinen Kurs

1). Z. 1901 S. 584.

ändern. Zählt der Schiffer eine gerade Anzahl Blitze in der Minute, so ist er zu weit links gefahren, zählt er eine ungerade Anzahl, so befindet er sich zu weit rechts.

Die Einrichtungen für drahtlose Telegraphie sind getroffen. worden, um eine telegraphische Verbindung mit dem 35 km weiter in See liegenden Feuerschiff Borkum Riff zu unterhalten. Von diesem werden nämlich bei Tage fast alle Schiffe des Norddeutschen Lloyds, die nach Amerika gehen oder von dort kommen, gesichtet. Die Schiffe geben sich dem Feuerschiff durch Flaggensignale zu erkennen, und letzteres giebt auf Wunsch die Meldung nach dem elektrischen Leuchtturm in Borkum weiter. Der Beamte auf dem Borkumer Leuchtturm nimmt das Telegramm mit dem Marconi-Apparat auf und befördert es umgehend durch ein unterseeisches Kabel an die Direktion des Lloyds in Bremerhaven. Auf diese Weise kann die letztere auf die Stunde genau berechnen, wann ein aus dem Ozean kommendes Schiff in Bremerhaven eintreffen wird. Zum Auffangen der elektrischen Schwingungen ist zwischen dem Leuchtturm und dem Strande ein hoher Mast aufgestellt, von dessen Spitze aus ein Drahtnetz in Bogenform nach dem Leuchtturm gespannt ist. Die Telegraphenstube ist mit den üblichen Geräten, einem Marconischen Fritter, einem Induktionsapparat usw. ausgerüstet.

Eingegangen 7. November 1901.
Thüringer Bezirksverein.
Sitzung vom 14. Mai 1901.

Vorsitzender: Hr. Gutwasser. Schriftführer: Hr. Ritzer.
Anwesend 24 Mitglieder und 9 Gäste.

Nachdem geschäftliche Angelegenheiten erledigt sind, spricht Hr. Pollert über die technische Entwicklung der deutschen Marine.

Der Redner giebt einen Rückblick über frühere Bestrebungen, Deutschland einen gebührenden Platz unter den Seemächten zu sichern. Er hebt hervor, wie einst die Hansa über eine starke Kriegsflotte verfügt hat, wie der Grofse Kurfürst den Versuch gemacht hat, eine Kriegsmarine zu schaffen; ferner weist er auf die Erfolge der wenigen deutschen Krieg schiffe gegenüber Dänemark im Jahre 1848, auf die Entstehung der norddeutschen Kriegsmarine aus der preufsischen

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1898

7 312 766

7 448 183

5 844 132

1899

8 143 132

8 583 731

1900

8 422 842

9 059 431

7 785 887

7 775 906

1901

7 143 205 7 499 115 5 318 330 Hiernach ist der heimische Roheisenverbrauch, d. h. das für den Inlandabsatz benutzte Roheisen, wenn man Ein- und Ausfuhr der Halb- und Fertigfabrikate, umgerechnet auf Roheisen, mit einbezieht, im Jahre 1901 um nicht weniger als 2181000 t gegen das Vorjahr gesunken. Nachdem der Redner die Gründe für diesen Rückgang erörtert und die Veranlassung zu einer ungesunden Ueberproduktion dargelegt hat, betont er, dass die allgemeine Entwicklung unseres Vaterlandes stetig vorwärts schreitet und somit zu erwarten ist, dass der Eisenverbrauch sowohl entsprechend der Zunahme unserer unserer Kultur Bevölkerung als auch dem Fortschreiten wiederum zunehmen wird.

Der Redner gedenkt der Notwendigkeit der Verbilligung der Frachten, des Ausbaues der Wasserstrafsen und geht sodann auf die Entwicklung des Vereines über. Die Mitglieder

am 1. Oktober 1867 und auf den Uebergang der Marine an das Deutsche Reich im Jahre 1871 hin. Weiter erläutert er die Flottengründungspläne von 1867 und 1873, von denen der letzterwähnte bis Ende der 80er Jahre grundlegend für den Ausbau der deutschen Kriegsflotte gewesen ist. Alsdann erörtert der Vortragende, wie sich die technische Entwicklung unserer Kriegsmarine unter dem Einfluss der Fortschritte der Industrie vollzogen hat. Diese Entwicklung tritt uns zunächst in den Veränderungen entgegen, die der Schiffsrumpf und das äufsere Aussehen der Kriegschiffe durchgemacht haben. Vom Holzbau ist man zum Eisenbau vorgeschritten. Eine bedeut same Neuerung stellt der Zellenbau dar. In den Höhenabmessungen der Schiffe ist ein Rückgang eingetreten; die bei Anwendung der Dampfkraft entbehrliche Takelung, die früher bei Verwendung der Segelkraft zum Fortbewegen der Schiffe notwendig war, ist verschwunden. Nicht minder tiefgreifende Wandlungen haben die Panzer und Geschütze erfahren. Statt Eisen wird jetzt Nickelstahl verwendet; statt mit Batterien werden die Schiffe jetzt mit Einzeltürmen ausgestattet; an die Stelle der Ringgeschütze sind die neueren Geschütze getreten, unter denen die Schnellladekanonen eine bedeutsame Rolle spielen.

Die Zeit der Raddampfer ist vorüber; jetzt werden nur Schraubendampfer gebaut, die statt der zuerst verwendeten eisernen zweiflügeligen Schrauben, die bei den Korvetten herausnehmbar waren, Schrauben mit drei oder vier Flügeln aus Bronze haben. Bei den Schiffsmaschinen bezeichen die Trunkmaschinen, die Maschinen mit rückwirkender Pleuelstange, die schrägliegenden Verbundmaschinen und die Hammermaschinen mit dreifacher Expansion nacheinander aufgetretene Entwicklungsstufen. In Zwischenräumen von etwa je zehn Jahren haben sich auch bei den Kesseln wesentliche Veränderungen vollzogen, indem zuerst Kofferkessel mit 2 bis 3 at, dann Cylinder- und später Lokomotivkessel mit 13 bis 14 at und endlich Wasserrohrkessel zur Verwendung gelangt sind. Zum Schluss hebt der Vortragende hervor, dass gegenwärtig im Bau der Kriegschiffe ein Abschnitt der Stetigkeit erreicht sei, was natürlich die Bestrebungen, in den Einzelheiten Fortschritte zu erzielen, nicht aufhalten dürfe.

Auf eine Anfrage teilt der Vortragende mit, dass die Hammermaschinen in der deutschen Marine zuerst bei der >>Brandenburg«-Klasse in Anwendung gekommen sind.

zahl ist auf 2624 gestiegen; die regelmässige Auflage der Vereinszeitschrift »Stahl und Eisen« beträgt 4700. Das vom Verein bearbeitete »Jahrbuch für das Eisenhüttenwesen«, in welchem ständige litterarische Besprechungen stattfinden sollen, ist für 1900 mittlerweile fertig geworden. Die vierte Auflage der Gemeinfasslichen Darstellung des Eisenhüttenwesens«<, die erst vor Jahresfrist fertig wurde, ist fast wieder vergriffen und daher die Vorbereitung der 5. Auflage eingeleitet worden. Die Arbeiten des Ausschusses, der sich mit der Anwendung von Feuerschutzmitteln für Eisenkonstruktionen beschäftigen soll, sind in gutem Gange begriffen. Wegen Herausgabe einer neuen Auflage des Normalprofilbuches sind ebenfalls Verhandlungen im Gange.

Von einer gröfseren Anzahl von zumeist mit Hüttenwerken der Vereinsmitglieder verbundenen Fabriken, die Portlandzement aus Hochofenschlacke herstellen, ist der Verein ersucht worden, sie gegen eine Eingabe zu unterstützen, die der Verein deutscher Portlandzement-Fabriken unter dem 1. November 1900 an den Hrn. Minister der öffentlichen Arbeiten gerichtet hat, und die bezweckt, den gröfsten Teil des von den genannten Fabriken gelieferten Zementes von staatlichen Lieferungen auszuschliefsen. Der Verein ist diesem Ersuchen nachgekommen und hat insbesondere ein an den Minister gerichtetes Gesuch unterstützt, in welchem von den Fabriken die Einsetzung eines Ausschusses zur genauen Prüfung des von ihnen hergestellten Zementes beantragt wurde. Unter dem 31. Dezember v. J. ist eine Antwort eingegangen, zufolge deren der Hr. Minister die Einsetzung eines solchen Ausschusses verfügt hat.

Sodann sprach Hr. Bergassessor Dr. Kohlmann (Strafsburg) über das deutsch-französisch-luxemburgische Minettevorkommen nach den neueren Aufschlüssen.

Die vielen Aufschlüsse im Minettebezirk, welche im letzten Jahrzehnt auf deutschem und noch mehr auf französischem Gebiet gemacht worden sind, gestatten heute, über dieses wichtigste europäische Eisenerzvorkommen ein im allgemeinen abgeschlossenes Urteil zu fällen. Weitere grofse Ueberraschungen, wie sie der Aufschluss der Hochfläche von Aumetz und neuerdings die Entdeckung ungeahnt grofser Verbreitung von abbauwürdiger Minette auf französischem Boden bereitet haben, sind unwahrscheinlich. Im Gegenteil: aus mehrfachen Gründen ist anzunehmen, dass dieses oolithi

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