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Asymptote

Band XXXXVI. Nr. 5. 1. Februar 1902.

Büchner: Beitrag zur Kenntnis der Abnutzungs und Reibungsverhältnisse der Stirnzahnräder.

ein Flankenstück ist aufser vom Uebersetzungsverhältnis von dem Verhältnis der Halbmesser desjenigen Teilkreises und Rollkreises abhängig, die für seine Erzeugung infrage kommen. Die Fufsflanke 1 entsteht beim Rollen des 1. Rollkreises auf ช dem 1. Teilkreis, infolgedessen ist 1 Funktion von usw. Dass das Vorzeichen für den Fufs des ersten Rades und den Kopf des zweiten positiv, dagegen für den Fufs des zweiten und den Kopf des ersten negativ ausfällt, hängt damit zusammen, dass die Gleitgeschwindigkeit zu beiden Seiten der Zentralen verschiedene Richtung hat.

Beispiele (Fig. 5a und 5c).

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Beginn des Eingriffes

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cos a

Die Diskussion dieser Ausdrücke lehrt, dass der Zusammenhang zwischen y und x, also auch zwischen 7 und den Teilkreisbogen s = durch 2 Hyperbeln dargestellt wird. Die Lagen der Hyperbeln und die Abstände ihrer Asymptoten von den Koordinatenachsen sind aus Fig. 6c zu ersehen. Für x = 0, d. h. wenn der Berührungspunkt A durch die Zentrale geht, ist 7 gleich null. Berühren sich die Flanken in P1, so wird 71 = ∞ und 72 +1, berühren sie ∞ und 71 sich in P2, so wird 72

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Sitzungsberichte der Bezirksvereine.

Berliner Bezirksverein. Sitzung vom 4. Dezember 1901. Vorsitzender: Hr. Krause. Schriftführer: Hr. Kammerer. Anwesend 450 Mitglieder und Gäste.

Der Vorsitzende macht Mitteilung von dem Ableben der Mitglieder Eckart, H. J. Müller und Kohlert. Er widmet dem letztgenannten als besonders verdientem Vereinsmitgliede einen warmen Nachruf und teilt mit, dass er der Beisetzung beigewohnt und einen Kranz niedergelegt habe. Die Versammlung ehrt das Andenken der Verstorbenen durch Erheben von den Sitzen.

Alsdann werden geschäftliche Angelegenheiten erledigt; insbesondere werden die Wahlen des Vorsitzenden, des Vorstandes, der Abgeordneten zum Vorstandsrate und der Mitglieder des technischen Ausschusses vollzogen.

Darauf spricht Hr. Linde (Gast) über die neuen Kühlhäuser der Gesellschaft für Markt- und Kühlhallen in Berlin. Der Vortrag wird an besonderer Stelle veröffentlicht werden.

In der Besprechung fragt Hr. Schmitz, ob in einzelnen Fällen, z. B. für Aufbewahrung von Kaviar, der Feuchtigkeitsgehalt der Kühlräume künstlich erhöht werden könne. Hr. Linde bemerkt, dass diese Forderung im Sommer ohne weiteres durch Aufnahme von Aufsenluft erfüllt werden kann. Im Winter kann Wasserdampf in die Luftkühler eingeführt werden. Hr. Peters erkundigt sich, ob die Kühlmaschinen ununterbrochen laufen müssen. Hr. Linde teilt mit, dass dies nicht notwendig sei. Die Temperaturänderungen innerhalb der Kühlräume sind nämlich bedeutend geringer als die der Aufsenluft infolge der Aufspeicherung der Kälte im Mauerwerk. Es kann daher für die Aufbewahrung zahlreicher Stoffe die Kühlung nachts eingestellt werden. Nur dann, wenn die Kühlräume sehr oft betreten werden, ist ununterbrochene Kühlung erforderlich. Aber auch in diesem Falle genügt der Umlauf der Salzlösung, wobei die Kühlmaschinen stillstehen; dabei dient eine Dampfturbine zur Stromerzeugung für die Elektromotoren, die zum Aufrechterhalten des Umlaufes notwendig sind. Hr. Peters fragt weiter an, ob die landläufige Meinung, dass Natureis gewisse Vorzüge vor dem Kunsteise habe, berechtigt sei. Hr. Linde macht darauf aufmerksam,

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1.

(Schluss folgt.)

dass die Schmelzwärme für Natureis und Kunsteis dieselbe sei, dass hingegen die Schmelzzeit von der Beschaffenheit des ist Eises abhängig sei. Wenn nämlich das Eis lufthaltig ist, die Schmelzzeit kürzer; luftfreies Eis hingegen, wie es in den Kühlhallen hergestellt wird, hat sogar eine längere Schmelzzeit als Natureis, weil die Oberfläche der grofsen Kunsteisblöcke kleiner im Verhältnis zum Inhalt ist als bei dem in kleineren Stücken gelieferten Natureis.

Hr. Bendemann fragt, ob es nicht zweckmässig gewesen wäre, verschiedene Kühlverfahren für die Küblräume einerseits und für die Gefrierräume anderseits einzurichten. Hr. Linde erwähnt, dass thatsächlich die Kühlräume, die Gefrierräume und die Eisräume an verschiedene Verdampfersysteme angeschlossen seien, um wirtschaftliches Arbeiten mit verschieden hohen Temperaturen zu ermöglichen. Hr. Krause fragt, ob Vorkehrungen getroffen seien, um in erforderlichen Fällen die aus den Kühlräumen herauszuholenden Stoffe allmählich auf die Aufsentemperatur zu bringen. Hr. Linde bemerkt, dass ein Bedürfnis hierfür eintreten könne, um bei plötzlichem Uebergang auf die höhere Temperatur den Wasserniederschlag zu verhüten. Zu diesem Zwecke können geheizte Uebergangsräume, die mit trockener Luft aus den Kühlräumen gespeist werden, ohne weiteres eingerichtet werden.

In Beantwortung einer im Fragekasten befindlichen Frage über die 50jährige Jubelfeier des Stassfurter Salzbergbaues macht Hr. Frank die folgenden Mitteilungen:

Der Steinsalzbergbau in Preufsen hat erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts begonnen, und zwar ist am 4. Dezember 1851, dem Namenstage der heiligen Barbara, der Schutzpatronin des Bergbaues, in Stassfurt der erste Spatenstich für das Abteufen des Steinsalzschachtes von der Heydt<< gethan worden. Infolge eines Unglücksfalles auf einem der benachbarten Gewerkschaft Ludwig II gehörigen Salzberg werk, wobei durch den Zusammenbruch einer Strecke 16 Bergleute das Leben verloren haben, ist aber die in Stassfurt geplante 50 jährige Jubelfeier hinausgeschoben worden.

Bis etwa zur Mitte des vorigen Jahrhunderts erzeugte Preufsen auf seinen Salinen nur rd. 2141 000 Zollzentner 107 000 t Siedesalz, während der Verbrauch an Speisesalz allein 2577000 Zollzentner betrug. Da hierzu noch der

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eingeführten stickstoff- und phosphorhaltigen Düngemittel gegeben ist.

Was die Einwirkung des deutschen Salzbergbaues auf die Entwicklung unserer Gesamtindustrie betrifft, so will ich hier noch kurz erwähnen, dafs die Fabrikation des Broms aus den Mutterlaugen der Kalisalzverarbeitung unserer jetzt weltbeherrschenden Farbenindustrie zugute gekommen ist, sowie dass unsere Sodafabrikation sich von 26000 t im Jahre 1897 auf rd. 250000 t erhöht hat. Während wir Mitte der 60er Jahre noch grofse Mengen von Soda, Chlorkalk und Pottasche einführten, ist unsere Ausfuhr bei diesen drei wichtigsten chemischen Hülfsstoffen der Industrie im Jahre 1900 auf 92 800 t gestiegen, während die Gesamteinfuhr dieser Fabrikate nur 2518 t betrug.

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deutscher Ingenieure.

Eingegangen 14. September 1901.

Kölner Bezirksverein.

Sitzung vom 29. Mai 1901.

Vorsitzender: Hr. Eulenberg. Schriftführer: Hr. Grüneberg.
Anwesend 48 Mitglieder und 14 Gäste.

Der Vorsitzende macht Mitteilung von dem Ableben des Hrn. Gustav Haag und widmet dem Verschiedenen, der sich stets lebhaft an dem Vereinsleben beteiligt hat, Worte der Erinnerung. Die Versammlung ehrt das Andenken des Verstorbenen durch Erheben von den Sitzen.

Nachdem darauf geschäftliche Dinge erledigt sind, spricht Hr. S. Jakobi über die Fabrikation der Pikrinsäure.

Der folgenschwere Unfall, der am 25. April 1901 die Chemische Fabrik Griesheim a/M. traf, hat in allen Kreisen die aufrichtigste Teilnahme hervorgerufen, bei denen, die der chemischen Industrie ferner stehen, wohl aber auch Angst und Besorgnis hinsichtlich der Gefährlichkeit der chemischen Betriebe im allgemeinen und der Pikrinsäurefabriken im besonderen. Aus diesem Grunde erachtet der Vortragende einige Mitteilungen über die Fabrikation der Pikrinsäure, ihre Eigenschaften und ihre Verwendung und über die bis jetzt festgestellten Gründe des Griesheimer Unglückes sowie die für die Zukunft empfehlenswerten Vorsichtsmafsregeln für angebracht.

Die Pikrinsäure: oder, wie ihr wissenschaftlicher Name lautet, das Trinitrophenol, ist der älteste Vertreter der künstlichen organischen Farbstoffe. Bereits im Jahre 1771 fand Woulfe, dass bei Behandlung gewisser Harze sowie des Indigos mit Salpetersäure ein gelber Farbstoff, die Pikrinsäure, entsteht. Diese Reaktion lässt sich leicht verallgemeinern. Mancher hat schon unbewusst geringe Mengen Pikrinsäure dargestellt, wenn er mit Salpetersäure unvorsichtig umging und auf der Hand und auf den Kleidungsstücken gelbe Flecken erhielt, die nichts anderes sind als geringe Mengen Pikrinsäure. Im Jahre 1842 zeigte Laurent, dass man durch Einwirken von Salpetersäure auf Karbolsäure die Pikrinsäure billiger darstellen kann als aus Indigo. Bei diesem Vorgang, der in Glasgefäfsen bewerkstelligt wurde, war die Reaktion so heftig, dass sich harzige Nebenerzeugnisse bildeten, welche die Masse aufserordentlich stark verunreinigten, und deshalb ist man seit 1870 zu dem Verfahren von Schmitt und Glutz übergegangen, das im wesentlichen auch in Griesheim angewandt wird. Man stellt durch Einwirken von Schwefelsäure auf Karbolsäure die sogen. Phenolsulfosäure her und führt diese durch Salpetersäure in Pikrinsäure über; durch diesen Umweg wird die Harzbildung vollständig vermieden.

Der Vorgang wird in Gefäfsen aus Steingut oder aus Gusseisen, mitunter auch in ausgebleiten Bütten durchgeführt. In jedem Falle sind Rührwerke, am besten Schraubenflügel, angebracht, die für die gleichmässige Verteilung des Gemisches zu sorgen haben; dies ist erforderlich, da sich sonst als Nebenerzeugnis leicht Mono- und Dinitrophenol bilden können, während nur Trinitrophenol entstehen soll. Aufserdem muss eine Dampfheizvorrichtung vorhanden sein, da die Reaktion bei 100° C vor sich gehen soll. Eine ganze Anzahl solcher Nitrirvorrichtungen wird in einem Fabrikgebäude vereinigt, dem man nach der Farbe des entstehenden Stoffes den Namen Gelbraum gegeben hat. In Griesheim sind 18 derartige Vorrichtungen von je 100 kg Inhalt im Gelbraum aufgestellt gewesen. Man lässt erst das Gemisch von konzentrirter Schwefelsäure und Karbolsäure einfliefsen und fügt dann die Salpetersäure hinzu. Nach Beendigung der Reaktion entfernt man die Masse aus der Vorrichtung und lässt sie in steinernen Gefäfsen erkalten, wobei sich die Pikrinsäure kristallinisch ausscheidet. Sie wird nunmehr durch Filtern oder durch Ausschleudern abgeschieden und mit kaltem Wasser ausgewaschen, in welchem sie unlöslich ist, dann in heifsem Wasser gelöst und wiederum in steinernen Gefäfsen von 500 ltr Inhalt umkristallisirt.

Die Pikrinsäure bildet sich in Form blassgelber Blättchen, die bei 122° schmelzen und, worauf ja schon der Name hinweist, einen bitteren Geschmack haben; gerade dieser war es, der gewissenlose Bierbrauer veranlasste, den stark giftigen Stoff als Ersatz für Hopfen zu gebrauchen. Wie die Bezeichnung Pikrinsäure schon andeutet, hat der Stoff die Eigenschaft, mit Metallen Salze zu bilden, die man Pikrate nennt. Die sauren Eigenschaften sind sogar so stark, dass die Pikrinsäure die meisten gebräuchlichen Metalle, aufser Zinn und Silber, angreift. Die schöne gelbe Farbe hatte bereits frühzeitig die Aufmerksamkeit der Färber erregt, und lange Zeit hindurch wurden Wolle und Seide mit der wässrigen Lösung dieses Farbstoffes gefärbt, obgleich damit auch mancherlei Uebelstände verbunden waren. So wurde die Farbe z. B. durch

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heifses Wasser wesentlich verändert, sie war weder lichtecht noch reibecht, und durch Vermittlung des menschlichen Schweifses entstanden mitunter auf der Haut aufserordentlich gefährliche Abszesse. Berücksichtigt man endlich noch die Giftigkeit der Pikrinsäure, so ist es begreiflich, dass man sie heute fast vollständig durch die neueren vollkommen echten und ungiftigen Farbstoffe ersetzt hat; nur vereinzelt gebraucht man sie noch als Zusatz zu Färbungen mit andern Farbstoffen, um diese gelbstichiger zu machen.

Der wissenschaftliche Name der Pikrinsäure, Trinitrophenol, erinnert daran, dass es sich um einen Stoff aus der Klasse der Nitroverbindungen handelt, zu der auch Nitroglycerin, Dynamit und Nitrozellulose, Schiefsbaumwolle, gehören. Die Pikrinsäure lässt sich weit über ihren Schmelzpunkt hinaus erhitzen, ja sogar verdampfen, ohne dass eine Explosion erfolgt; ebensowenig geschieht dies durch Schlag oder Stofs. Rasches Erhitzen über 300° C ist dagegen äufserst gefährlich. Anderseits ist die Entzündung vollkommen ungefährlich; sie erfolgt nur schwer, und die Verbrennung geht dann ohne Explosion vor sich, sofern es sich um offene Gefäfse handelt; bei geschlossenen dagegen oder bei solchen offenen, die den Gasen nicht genügend freien Abzug gestatten, erfolgt eine heftige Explosion. Dabei entwickeln sich Gase, die nicht nur durch ihren hohen Druck gefährlich sind, sondern auch ihrer che mischen Zusammensetzung nach erstickend und vergiftend wirken; es entstehen nämlich Stickstoff, Kohlenoxyd und Blau

säure.

Weit explosiver aber als die Pikrinsäure selbst sind ihre Salze, und da sich diese leicht bei Berührung von Pikrinsäure mit Metallen oder Metallsalzen bilden, so empfiehlt es sich, mit der konzentrirten Pikrinsäure äusserst vorsichtig zu sein.

Dem Redner ist ein Fall bekannt, dass in einer Wupperthaler Färberei vor rd. 30 Jahren eine heftige Explosion erfolgte, weil sich in der Farbküche durch einen unglücklichen Zufall Pikrinsäure und Soda gemischt hatten und das aufserst explosive Natriumpikrat entstanden war. Ebenso ist die Explosion, die vor einigen Jahren in der Bauerschen chemischen Fabrik in Elberfeld entstand, darauf zurückzuführen, dass Pikrinsäurerückstände in Berührung mit den Kalksalzen des Erdbodens das ebenfalls sehr explosive Calciumpikrat gebildet hatten. Kaliumund Ammoniumpikrat wurden zuerst zur Herstellung von Sprengmitteln gebraucht, und zwar bestand Abels Pikratpulver für Granatfüllung aus 60 Teilen Kalisalpeter und 40 Teilen Ammoniumpikrat. Designolles Pulver für Granaten und Gewehrpatronen enthielt 29 vH Kaliumpikrat, 65 vH Kalisalpeter und 6 vH Kohle. Die Versuche, diese Sprengstoffe darzustellen, führten im Jahre 1869 eine Explosion in Paris herbei, bei der ein ganzes Häuserviertel in die Luft flog, und lange Zeit schreckte jenes Unglück die Techniker zurück.

Das Bestreben der Militärverwaltung, ein möglichst rauchschwaches Pulver einzuführen, gab aber Veranlassung, die Versuche mit der weit weniger explosiven Pikrinsäure statt der Pikrate wieder aufzunehmen. Da sie nur aus Kohlenstoff, Wasserstoff, Sauerstoff und Stickstoff besteht, hat sie vor dem gewöhnlichen Schiefspulver von vornherein den Vorteil, keine Stoffe zu enthalten, die beim Verpuffen undurchsichtige Metallnebel entwickeln. Hierzu kommt noch der Vorteil einer bedeutend gröfseren Brisanz; während 1 kg Schiefspulver zum Verpuffen/100 sk braucht, soll nach eingehenden Versuchen für die gleiche Menge Pikrinsäure nur 1/5000 sk erforderlich sein. Durch die gröfsere Brisanz war wiederum aber eine Verminderung des Geschossdurchmessers möglich, wodurch sich gröfsere Wirkungen als bis dahin erzielen liefsen. durch einen gewöhnlichen Schlag oder Stofs keine Explosion erfolgt, so wendet man die sogen. Initialzündung als Explosionserreger an, d. h. man bringt einen Zünder aus Knallquecksilber zur Explosion, wodurch ein ungeheuer rascher Stofs auf die Pikrinsäure ausgeübt und diese damit auch zur Explosion gebracht wird. Ganz besonders wichtig ist es ferner, dass diese Initialzündung auch wirkt, wenn die Pikrinsäure feucht ist; nach Versuchen von Alfred Nobel darf sie bis zu 15 vH Wasser enthalten. Man hat daher sogar die Möglichkeit, die Geschosse mit diesem Sprengstoff im feuchten Zustande zu füllen.

Da

Das rauchlose Pulver, welches Vieille im Jahre 1886 herstellte, bestand aus gelatinirter Schiefsbaumwolle mit Pikrinsäure. Der von dem französischen Chemiker Turpin hergestellte Sprengstoff Melinit ist nichts anderes als Pikrinsäure mit Kollodiumwolle, nebst einem Zusatz von Trinitrotoluol. Der gleiche Grundstoff ist im Lyddit-Sprengstoff enthalten. Im ostasiatischen Feldzuge haben sich Geschosse mit Pikrinsäurefüllung sehr gut bewährt. Brisanzgranaten genannt, werden in der Weise gefüllt, dass Die Granaten, wohl auch man in das Mundloch einen Trichter schraubt, durch den

man die geschmolzene Pikrinsäure eingiebt. Diese Füllung wird in Griesheim nicht vorgenommen; es wird dort vielmehr nur Pikrinsäure dargestellt und nach der Hanauer Pulverfabrik geschafft, wo die Granaten gefüllt werden.

Am 25. April 1901 brach in dem Raume, wo die Pikrinsäure hergestellt wird, durch Heifslaufen einer Welle ein zunächst unbedeutender Brand aus, der nicht schnell genug bewältigt werden konnte, weil das Wasser zum Löschen nicht sofort genügenden Druck hatte. Infolgedessen geriet, wie sich durch den Befund nachträglich feststellen liefs, die in zwei steinernen Trögen zu je 500 kg befindliche, also noch feuchte Pikrinsäure, nachdem sie durch die Hitze getrocknet war, in Brand, es bildeten sich Dämpfe, die durch das herabfallende brennende Dachwerk am Entweichen verhindert wurden, und so kam es zu den verheerenden Explosionen.

Der Redner weist darauf die Angriffe zurück, die nach dem Unfall gegen die Fabrikleitung und die Aufsicht führenden Behörden erhoben wurden, und betont, dass die Explosion nur durch ein unglückseliges Zusammentreffen einer Reihe von ungünstigen Umständen zu erklären ist. Unter gewöhnlichen Verhältnissen ist die Pikrinsäurefabrikation nach allen bisherigen Erfahrungen ungefährlich, und es war nach Ansicht des Vortragenden durchaus zulässig, den Gelbraum innerhalb der andern Betriebe der Chemischen Fabrik Griesheim anzulegen und die Erbauung von Wohnhäusern in der Nachbarschaft zu gestatten. Die Direktion der Fabrik in Griesheim beabsichtigt, die Pikrinsäure-Abteilung an völlig gesonderter Stelle wieder aufzubauen. Die Gebäude werden in Wällen geschützt liegen, und für hinreichenden Abzug der sich etwa bildenden Dämpfe wird gesorgt werden.

Eingegangen 26. September 1901. Mannheimer Bezirksverein.

Besichtigung der Gründungsarbeiten an der neuen Drehbrücke über den Industriehafen am 10. Juli 1901.

Es beteiligten sich rd. 30 Mitglieder.

Die im Bau begriffene Brücke soll im Anschluss an einen Querdamm die beiden Ufer des Industriehafens miteinander verbinden. Von den Widerlagern an gemessen erhält sie eine Länge von 104,30 m und eine Breite von insgesamt 18,25 m; sie dient zur Ueberführung der eingleisigen normalspurigen Hafenbahn sowie einer Fahrstrafse. Ein Mittelpfeiler trägt die elektrisch anzutreibende 55 m lange zweiarmige Drehbrücke von je 21,50 m Weite zwischen Drehpfeiler und Widerlagern. An die Widerlager schliefsen sich auf der einen Seite 2, auf der andern 3 Bogen von 5,7 bezw. 4,7 m 1. W. an. Die Fahrbahn liegt auf 10,0 m Sandhofer Pegel (84,497 über NN). Die Gründung geht bei dem Mittelpfeiler und den Widerlagern auf -3,0, bei den Nebenpfeilern auf 0,80 hinab und ist zwischen 9,5 bezw. 7,0 m langen Spundwänden ausgeführt. Der Beton wirde vermittels Senktrichter und Betonirkübel im Nassen bis zur Höhe von 10 eingebracht. Bis auf diese Tiefe wird das Wasser durch Kreiselpumpen entfernt, damit man das Mauerwerk im Trocknen einbringen kann. Der Bau wird von der Firma Grün & Bilfinger in Mannheim ausgeführt. Die Führung bei der Besichtigung hatte Hr. Endriss übernommen.

Daran schloss sich eine

Besichtigung des städtischen Elektrizitätswerkes in Mannheim unter Führung von Hrn. Franz.

Das Werk befindet sich dicht am Industriehafen und ist von der Stadt an die Firma Brown, Boveri und Co. verpachtet. Die Kesselanlage besteht aus 6 für 10 at genehmigten Doppelkesseln von Ewald Berninghaus in Duisburg. Jeder hat als Unterkessel einen Einflammrohr-, als Oberkessel einen Röhrenkessel mit zusammen 216,65 qm innerer und 51,35 qm äufserer, also insgesamt 268 qm wasserbespülter Heizfläche bei 4,4 qm freier Rostfläche. Je zwei Kessel sind durch gemeinsames Mauerwerk zu einer Gruppe vereinigt. Zwischen Kessel und Fuchs ist jeweils ein Ueberhitzer von Hering mit 70 qm Heizfläche angebaut, der den Dampf auf 300° C zu erhitzen vermag. Die Dampfkessel werden von 2 Worthington-Verbundpumpen von je 35 cbm/st normaler und 42 cbm/st höchster Leistung gespeist. Das gereinigte und vorgewärmte Speisewasser läuft den Pumpen aus 2 je 30 cbm haltenden Behältern zu. Zum Reinigen dienen 2 Speisewasserreiniger von H. Reisert, Köln, von je 18 cbm stündlicher Leistung. Die Dampfleitung ist in einem besonderen Gange untergebracht. Sie ist als Ringleitung ausgebildet, enthält 4 Ausgleichstopfbüchsen und kann mittels einer

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