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wird schon bei der ersten Kirche von Petershausen im 10. Jahrhundert erwähnt (Quellensamml. 1, 123).

2. Freiburg i. B. 1471 bis 1509.

Die Baurechnungen des Münsters beginnen mit dem Neubau des Chors 1471 und gehen über das 16. Jahrhundert, die älteren habe ich weder im städtischen noch im Münsterarchiv gefunden. Die Jahresfolge der Rechnungen ist manchmal lückenhaft und selbst in den einzelnen Jahrgängen gibt es Lücken, wogegen andere Jahrgänge doppelt vorhanden sind. Es scheint, daß die Rechnung regelmäßig doppelt geführt wurde, wovon das eine Exemplar in den Händen des Rechners blieb, das andere der Aufsichtsbehörde oder Bauverwaltung übergeben wurde.

In den Rechnungen sind die Quellen der Fabrikeinnahmen nur kurz bemerkt, es war deßhalb nöthig, auch einige Urkunden mitzutheilen, welche im Einzelnen angeben, auf welche Art jene Einnahmen gebildet wurden. Alle diese Documente waren bisher ungedruckt oder unbenügt, nur die Bestallungsurkunde des Meisters Hans Niesenberger vom 13. Sept. 1471 hat H. Schreiber in seiner Geschichte und Beschreibung des Münsters zu Freiburg (1820) S. 35 flg. bekannt gemacht.

Für die Ausbesserungen am Münster zu Freiburg besteht nicht nur daselbst, wie zu Straßburg, noch jezt eine Bauhütte, deren Arbeiten eine große Kunstfertigkeit beweisen, sondern auch für andere Zweige der kirchlichen Kunst haben die Freiburger Meister anerkennenswerthe Arbeiten geliefert. Ich erwähne die Glasmalereien des verstorbenen Helmle, von welchem auch die Wappen in den Chorfenstern der Stiftskirche zu Pforzheim verfertigt wurden; sodann den gleichfalls verstorbenen Schlossermeister Joh. Baptist Mägle, der die gothischen Eisengitter am Abendmal, an der Fürstenkapelle und am Hauptportal des Münsters zu Freiburg gemacht hat. Das kunstreiche Schnigwerk des gothischen Bischoffiges im Chor des Münsters ist von dem Bildhauer Franz Glänz, von welchem auch andere Schnigarbeiten in den Schlössern zu Baden, Eberstein und Babertsberg bei Pozdam vorhanden sind. Die neue gothische Monftranz von Silber verfertigte der Gürtler und Silberarbeiter Joseph Wißler mit Hilfe seines verstorbenen Sohnes Joseph. Sie ist ein ausgezeichnetes Werk sowol in Erfindung als Ausführung. Ueberschaut man diese Arbeiten, so kann man die technische Fertigkeit nicht läugnen, schlägt sie aber vielleicht nicht so hoch an, weil die Handwerksleute dazu heutiges Tages gute Anleitung und Gelegenheit haben. Was

Zeitschrift. III.

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aber höher zu achten ist und volle Anerkennung verdient, ist der Sinn der Werkleute für solche Arbeiten, ihr eigenes Studium der alten Muster, die reiche Erfindung und freie Behandlung der manigfachen Formen, die im gothischen Style liegen. Man mag diesen Styl lieben oder nicht, so viel wird man zugeben, daß in einem gothischen Münster die Verzierung in gleichem Style seyn soll und in dieser Verbindung die oben genannten Arbeiten zu beurtheilen sind.

A. Ueber die Fabrikeinnahmen von Leibrentenkapitalien. Unter den Mitteln, das Geld zum Bau herbeizuschaffen, nehmen die Schulden eine bedeutende Stelle ein. Im 14. Jahrhundert behalf man sich mit einfachen Kapitalaufnahmen, die man landläufig verzinste und wieder zurückzahlte, im 15. Jahrhundert kamen aber die Leibrentenverträge (lipding) fast ausschließlich in Gebrauch, denn der Darleiher, wenn er nur noch wenige Jahre zu leben hoffte, gab damit zugleich dem Münsterbau ein Geschenk und die Baukasse hatte in diesem Falle über größere Mittel zu verfügen, ohne durch deren Rückzahlung beschwert zu sein. Wenn aber solche Verträge wirklich für den Bau vortheilhaft sein sollten, so mußte die Leibrente so bemessen werden, daß nach der Wahrscheinlichkeitsrechnung nicht das ganze Kapital heimbezahlt wurde. Statt dieser Rücksicht auf die wahrscheinliche Lebensdauer jedes einzelnen Darleihers wurde aber allgemein der Zinsfuß der Leibrenten zu 10 Procent angenommen, so daß hiernach das Kapital mit Zinseszinsen schon nach 9 Jahren und 1 Monat mehr als vollständig abgetragen war. Man darf wohl annehmen, daß viele Darleiher länger lebten, was auch die Rechnungen zeigen, und daß also im Durchschnitt diese Verträge für die Baukasse nicht vortheilhaft waren. Die Summe der Leibrenten war ein bedeutender Theil der jährlichen Ausgabe, die vor allen andern Posten bezahlt werden mußte, weil die Darleiher eine Generalhypothek und ein Pfändungsrecht auf das ganze Vermögen des Münsters hatten. Die Größe der Schuldenlast kann aus der Summe der Leibrenten leicht bestimmt werden, weil diese 10 Procent des Kapitals war. Im Jahr 1499 betrugen z. B. die Leibrenten 1798 ß 11 a, das Schuldkapital war also 1794 & 9 ß 2 я (8613 fl. 20 kr.).

Um die Art dieser Verträge nachzuweisen und zu zeigen, wie die Fabrikrechnungen damit übereinstimmen, gebe ich nach den Originalen eine gewönliche Schuldurkunde, einen Leibgedingsvertrag und Auszüge aus den Rechnungen über das Größenverhältniß der Leib

renten.

Kapitalaufnahme der Münsterfabrik. 23. Aug. 1318.

Allen den, die disen brief sehent oder hörent lesen, künde ich Götfrit von Sletstat der alte, ein burger von Friburg, pfleger unserre frowen buwes ze Friburg ze dem münster, das ich von desselben buwes notdürfte wegen ein pfunt pfenninge gewonlicher Brisger geltes, iergeliches halbe ze winnahten und halbe ze süngihten, rehtes zinses von unserre fröwen werchhüttun ze Friburg an dem kilchhove han ze köfende gegeben Katherinun, mines brüder Andres seligen tohter von der nahgendun fröwen, einer burgerinun von Friburg, ze habende unt ze niessende umbe sehs marke silbers, lötiges Friburger geweges, unt bin ich des selben filbers ganzliche von ir gewert unt han es in unserre fröwen buwes nuz und fromen bekeret. und het si mir die gnade getan, swenne ich oder mine nahkomenden, ob ich enwere, ir oder iren nahkomenden oder erben, ob si enwere, geben samenthaft sehs marke silbers lötiges Friburger gewêges, mit dem zinse, der sich denne in dem iare an der zit ergangen het, ane alle geverde, so süln si uns das selbe iergelich gelt umbe das selbe filber wider ze köfende geben. Ich han öch gelobet vür mich unt vür alle mine nahkomenden, der selben Katherinen, ir und aller ir erben unt nahkomenden wer ze sinde des vorgenanten iergelichen geltes in dem rehte, alse da vor geschriben stat, gegen aller mengelichem, alse reht ist. Har über ze einem urkünde ist dirre brief dur unser beider bette mit der burger von Friburg ingesigel besigelt. hie bi waren dise gezüge: her Heinrich von Mungingen der burgermeister, her Sneweli in dem howe, Clawes Ederli, Rüdolf von O'we, Henzeman von Vúrstenberg, Berhtold Vinke unt ander erbar lüte genüge. Dirre brief wart gegeben ze Friburg in dem iare, da man zalte von gottes ge= bürte drüzehen hundert iar und ahtzehen iar an sante Bartholomeus abunde.

Damals war nur ein Pfleger oder Bauverwalter, in der folgenden Urkunde sind es drei, manchmal der Bürgermeister, der Schultheiß und ein Rathsherr, unter welchen der Fabrikrechner stand, eine Anordnung, die schon mit dem Beginn des neuen Chors vorhanden war. Das Günstige für die Baukasse in obigem Vertrage lag darin, daß der Darleiher und seine Erben nicht aufkünden durften und die Rückzahlung ohne Auffündigungsfrist von der Kasse annehmen mußten. Leibgedingsvertrag. 26. Mai 1483.

Wir nachgenanten Hanns Röt, Hanns Heininger und Conrat Hertwig, alle dry pfleger unser lieben fröwen buws zu Fryburg im Bryßgów, tůnt funt menglichem und bekenner offenlich mit dem brief, daz

wir von dem erwird. hohgelerten hern Ulrichen Rotbleg, heil. rechten doctor, capplan in unser lieben fröwen münster, hundert guldin, zwölfthalb schilling für ein guldin zu rechnen, bar empfangen und dem buw ze nug und frommen angelegt und bewendt, und daruff wolbedächtlich mit einhelligem raut und verwilligung der fürsicht. wysen herren burgermeisters und räts zu Fryburg obgenant dem gemelten H. Ulrichen Rötbleg eins rechten redlichen koufs in lipgedings wyß ze koufen geben haben und geben im ze koufen wissentlich in crafft diß briefs zehen guldin gelts, die wir und all unser nachkommen pfleger von's buws wegen dem genanten hern Ulrichen Rötbleg sin leptag und nit lenger hinfür alle jar, jerlich uff sant Urbans tag in guter Fryburger müng, zwölfthalb schilling für ein guldin bezalen und zu Fryburg in sin hand antworten und weren föllen und wöllen für menglichs verbieten, verhefften und entweren, und gar on finen costen und schaden, on verzog, intrag, widerred und geverd von usser und ab zweinczig guldin gely, so dem gemelten buw jerlich uff s. Johans tag sünwenden ab der statt Fryburg gevallent, widerköufig mit vierhundert guldin houptgüts, welh gült wir dem genanten köufer umb diß vorgemelt lipgeding ze wissenlichem underpfand insegent und hafft machent mit gnügsamer werschafft, wie recht ist. und ob im daran abgieng, daz er besorgt, fin lipding-zinß daruff nit sicher noch habend fin, söllen wir und unser nachkommen pfleger an des gemelten buws statt in furer versichern mit andern underpfanden, uff den er fins lipding-zinß sin leptag sicher und habend sij, da= mit in wol benügt, on finen costen und schaden, on geverd. und ob wir uff einich jar an bezalung diß lipgedings zu dem zil, wie vorståt, fümig wurdent, das doch nit sin sol, oder daz wir die werschafft und ersaczung, wie obftät, nit tåten, so mag der genant doctor, oder wer das von sinen wegen thun wil, uns fürnemmen und erclagen mit geistlichen oder weltlichen gerichten, fin unterpfand und ander des buws güter angryffen, pfenden, bekumbern, verbieten, verganten, verkoufen, ungefravelter sach, und sol uns davor kein fryheit, gnad, gericht noch recht, kein stettrecht, burgrecht noch landrecht schirmen, dann wir uns des und anderre ußzüg hierin wissenlich verzihent und begebent so lang und vil, biß im sin gevallen usstend lipding bezalt, geantwort, abgang der underpfand ersaczt, und damit aller cost und schad, den sy darunder durch gericht, recht angryffen, pfenden, brief, zerung, bottenlon oder in ander weg empfangen hetten, geben und vergolten wirt nach irem benügen on geverd. wenn und so bald aber der genant her Ulrich Rötbleg von disem zidt gestorben ist, sol

diß lipding ouch mit im hin, tod und ab sin und diser briefuns, unser nachkommen pfleger, den buw noch sin güter fürohin in keinen weg binden noch besagen, wann umb gevallen erlept unbezalt lipding, daz sol sinen erben, oder wem er das verfügt, entricht werden, und wir, ouch der buw damit lidig sin. Also globen wir für uns und unser nachkommen pfleger, diß lipding erberlich ze zinsen, den brief ze halten, dawider nit ze sin, ze thûn, ze reden noch schaffen gethon werden in keinen weg, on geverd, und haben des zú urkund all dry unser insigel dem brieff angehengkt, der geben ist uff mentag nach sant Urbans tag, do man von Cristi geburt zalt tusent vierhundert achezig und drú jar. Und wir burgermeister und rät zu Fryburg obgenant verjehent, das die gemelten alle vorgeschriben ding mit unserm raut, wissen und willen gethon haben, darumb unser stett secret vor an dem brief zu redlicher zugnuß erkennt anzuhengken uff den den tag und im jar, wie obståt, vor offnem raut beschehen.

(Die Siegel find abgelöst, weil der Vertrag erloschen ist.)

Aus der ganzen Fassung der Urkunde läßt sich abnehmen, daß man den Vertrag abschloß, weil man für den Bau dringend Geld brauchte, um denselben nicht während des Sommers 1483 ́ zu unterbrechen, denn es wurde dem Darleiher alle Sicherheit gewährt, die er nur verlangen konnte. Sodann beweist die Urkunde, daß die 10 Procent Leibrente kein gewönlicher Kapitalzins waren, denn das andere Kapital von 400 Gulden wurde nur mit 5 Procent verzinst. Die fol= genden Auszüge der Rechnungen bestättigen die Größe der Leibrenten.

1496. Bartolome Küffer in der nuwen burg hat geben 20 % zu libding, all fronvasten 10 ß zinß. (Also jährlich 40 ß oder 2 8, d. i. 10 Procent.)

Ingenommen 100 guldin zů libding von Hans Meder, git man im zů winachten 5 fl. und zù sant Johans tag aber 5 fl.

Item aber zü libding ingenomen 120 guldin, so man bißhar gezinßt hat 6 fl. (also 5 %), ist bekert in libding, all fronvasten 3 fl. (also im Jahr 12 fl. oder 10 %).

Ich füge noch ein Beispiel hinzu, welches den Nachtheil solcher Verträge für die Baukasse beweist. Eva Kräfftin erhielt im Jahr 1491 eine Leibrente von 1 & 3 ß, und noch im Jahr 1509 erscheint sie mit derselben Rente in der Rechnung. Dieser Person war also in 19 Jahren ihr Kapital mehr als doppelt zurückbezahlt. Es war auch so in Konstanz.

B. Rechnungsauszüge.

Der Bau des Chors wurde angefangen am 27. September 1471.

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