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VI

heutigen Philologie ist gross genug, dass sich darauf verschiedene Richtungen geltend machen können, und welche hievon die bessere und fruchtbringendere sei, mag die Zukunft entscheiden.

Die Lateinisch geschriebene Doctordissertation würde ich ganz so, wie sie vorliegt, heute, nach zwanzig Jahren, nicht mehr schreiben, glaube auch, was sie Unreifes enthält, in den übrigen Abhandlungen genugsam berichtigt zu haben. Da jedoch auch sie des Guten mehr als des Verkehrten darbietet, und da Freunde an ihr sich erfreut, Gegner geärgert haben, so mag sie auch hier wieder zu beliebiger Benuzung abgedruckt stehen.

Die kleine Auswahl politischer Aufsäze ist mit Ausnahme des ersten dadurch entstanden, dass die Wahlmänner in Niederbaiern mich im Jahre 1848 zu ihrem Vertreter in der Frankfurter Nationalversammlung, und im folgenden Jahre zu ihrem Repraesentanten in der hiesigen Kammer der Abgeordneten gewählt haben. Da mir diese Ehre ohne meine Bewerbung zu Theil geworden, so habe ich es als eine Bürgerpflicht angesehen, dem Rufe zu folgen und den mir anvertrauten Posten als ehrlicher Soldat, ihren und meinen Grundsäzen gemäss zu vertheidigen. Und dass dieses nicht ganz ohne Erfolg gewesen sei, haben mir achtbare Männer aller politischen Parteien bezeugt; denn die politische Freiheit, nach der wir alle begehren, ist ein Kampf, bei dem es vor allem darauf ankommt, dass er grade, offen und mannhaft ausgekämpft werde.

Ich habe diese ganze Sammlung unternommen auf den Wunsch einiger meiner hiesigen Freunde und in dem dunkelen Vorgefühl, dass es vielleicht das Lezte sei welches mit ungebrochenem Lebensmuthe auszuführen mir beschieden ist: sei du, wenn die Blätter dir zukommen, meiner eingedenk und der schönen Tage der Jugend die wir in Rom zusammen verlebt haben, und dass in deren Vergegenwärtigung einige der besten Stellen dieser Aufsäze empfangen, empfunden und gedacht sind. Lebe wol.

München am 18. August 1854.

Verzeichnis des Inhaltes, nach der Zeit seiner Entstehung.

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3. Das Pelasgische Orakel des Zeus zu Dodona, 1840

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4. Über den Sinn der Oedipussage, 1841.

357

373

5. Die Sühnopfer der Griechen und Römer und ihr Verhältnis

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11. Der Eid bei den Römern, 1844
12. Über das Studium der griechischen und römischen Alter-
thümer, 1846

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13. Über die Bücher des Königes Numa, 1847

14. Über den Entwicklungsgang des griechischen und römischen und den gegenwärtigen Zustand des deutschen Lebens, 1847

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15. Reden und Anträge in der Frankfurter Nationalversammlung, 1848-1849

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16. Reden in der Baierischen Ständeversammlung, 1849-1852 17. Die Geologie der Griechen und Römer, 1851

18. Zur Geschichte und Philosophie der Ehe bei den Griechen,

1852 .

159 177

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316 344

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177

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207

232

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Verzeichnis der Ausgaben nach denen die Griechischen

Schriftsteller citirt sind.

Ich habe mich durchweg bemüht die alten Schriftsteller nach den besten dermaligen Ausgaben, soweit meine Privatbibliothek sie darbietet, anzuführen und bemerke dass diejenigen in deren Citationsweise unter den heutigen Gelehrten keine Übereinstimmung herscht, nach folgenden Ausgaben citirt sind: Hesiodus nach der zweiten Göttling'schen, Pindarus nach Boeckh, die übrigen Lyriker nach der zweiten Bergk'schen Ausgabe, Aeschylus nach Hermann, Sophocles nach Brunck, Euripides nach Matthiae, die Fragmente der beiden lezten nach Dindorfs Poetae scenici Graeci, Aristophanes mit den Scholien nach der Pariser Ausgabe 1838. 1842, die übrigen Komiker nach Meineke, Stobaei Flor. nach Gaisford Lips. und die Eclogae nach Heeren; die Fragmente der Historiker grossentheils nach C. Müller's Sammlung, die Byzantiner nach der Bonner Ausgabe, Strabon nach Kramer, die Geographi minores nach Hudson, Platon und Aristoteles nach den Seitenzahlen und Zeilen der Bekker'schen Ausgaben, die Griechischen Ärzte nach Kühn, die Oratores Attici nach den Paragraphen der Bekker'schen Ausgabe, Plutarchus nach den Seitenzahlen der Sylburg'schen Ausgabe Francof. 1620, Aristides und Themistius nach Dindorf, Libanius nach Reiske, die Briefe nach Wolf, die Paroemiographi nach Leutsch und Schneidewin, Pollux nach Dindorf, Harpokration nach dem Leipziger Abdruck 1824, Hesychius nach Alberti, Photii Bibl. nach Bekker, das Lexicon nach Porson Lips. 1823, Suidas nach Bernhardy, Philon nach Mangey, Clemens Alex. nach Potter (Venetiis 1757), Eusebius und Theodoretus nach Gaisford, die übrigen Kirchenväter nach den Mauriner Ausgaben, und wo diese fehlen nach den besten früheren Ausgaben.

Die

Geologie der Griechen und Römer.

Ein

Beitrag zur Philosophie der Geschichte.

(Vorgelesen in der gemeinschaftlichen Sitzung der philosophischen und der naturwissenschaftlichen Classe der k. Akademie der Wissenschaften in München am 14. Juni 1851, und gedruckt in den Abhandlungen der Akademie Bd. VI. p. 517 ff.)

Unter den Wissenschaften, in welchen unsere Zeit jede frühere wie es scheint übertrifft, sind zwei, von denen eine wesentliche Erweiterung der menschlichen Erkenntnis gehofft werden darf, die Geologie und die Etymologie. Die eine erforscht die Verkörperung der göttlichen Gedanken in der Natur, die älteste Geschichte der Erde, die vor der Schöpfung des Menschen dagewesenen Pflanzen und Thiere, deren versteinerte Reste seit Jahrtausenden im Schoose der geschichteten Gebirge begraben liegen; die andere die Verkörperung der menschlichen Gedanken im Worte, die ursprüngliche Ideenwelt der Völker und die Genesis ihrer Begriffe, wie sie in der Sprache verkörpert ist, Jahrhunderte früher als die älteste geschriebene Rede sie uns überliefert. Beide Wissenschaften zeigen demnach auf urkundliche Weise, wie die Gegenwart mit der Vergangenheit, die heutigen Formen des Lebens und unseres Bewusstseins von demselben mit früheren zusammenhängen, und welche Veränderungen hier in der fortschreitenden Bewegung des Lebens und seiner Erkenntnis stattgefunden haben. Die historischen Anfänge dieser beiden Wissenschaften aufzusuchen und ihrer allmäligen Entfaltung bei zweien der edelsten Völker der europäischen Menschheit nachzugehen, hat einen eigenthümlichen Reiz: es ergiebt sich dabei die schöne Wahrnehmung, dass wenn eine grosse Idee durch die geordnete Reihe der Jahrhunderte chronologisch verfolgt wird, die innere Lasaulx, akademische Abhandlungen. 1

ihr zu Grunde liegende Wahrheit sich selbst objectiv explicirt, und zulezt als eine reife Frucht der Zeit von jedem gepflückt werden kann, der mit Liebe und Fleiss sich um ihre Erkenntnis bemüht.

Die Geschichte der Etymologie einem anderen Sprachkundigeren als ich bin überlassend, wende ich mich sofort zur antiken Geologie.

I.

Der erste bekannte europäische Denker, welcher geologische Erscheinungen beobachtet und zu erklären versucht hat, war Xenophanes von Kolophon, der Gründer der Eleatischen Alleinslehre, der um die sechzigste Olympiade (540 vor Christus) blühte, und seit seinem fünfundzwanzigsten Lebensjahre aus seiner Heimath vertrieben, siebenundsechzig Jahre lang in Sorgen und Nachdenken in allen Landen der hellenischen Welt umhergeworfen wurde 1. Die Stelle seines Lehrgedichtes, die hier am meisten interessiren würde, ist uns zwar nicht wörtlich, wol aber ihrem Inhalte nach erhalten bei dem gelehrtesten und scharfsinnigsten aller griechischen Kirchenväter, demjenigen, dessen wiedergefundenes Werk über den Zusammenhang der christlichen Haeresien mit den Mythologumena und Philosophumena der Hellenen, auch über vieles in diesen selbst ein sehr wünschenswerthes Licht verbreitet. Origenes nemlich berichtet uns, Xenophanes habe gelehrt 2: es finde eine Vermischung der Erde

1 Xenophanes Fr. 24 p. 78 Karsten, bei Diogenes L. IX, 19. * Origenes Philos. I, 14 p. 893, A. B. bei Lommatsch XXV p. 314, und in der neuen vollständigen Ausgabe von E. Miller p. 19: Ξενοφάνης μίξιν τῆς γῆς πρὸς τὴν θάλασσαν γίνεσθαι δοκεῖ, καὶ τῷ χρόνῳ ἀπὸ τοῦ ὑγροῦ λύεσθαι, φάσκων τοιαύτας ἔχειν ἀποδείξεις, ὅτι ἐν μέση γῇ καὶ ὄρεσιν εὑρίσκονται κόγχαι· καὶ ἐν Συρακούσαις δὲ ἐν ταῖς λατομίαις λέγει εὑρῆσθαι τύπον ἰχθύος καὶ φωκῶν, ἐν δὲ Πάρῳ τύπον δάφνης ἐν τῷ βάθει τοῦ λίθου, ἐν δὲ Μελίτῳ πλάκας συμπάντων τῶν θαλασσίων. ταῦτα δέ φησι γενέσ θαι, ὅτε πάντα ἐπηλώθησαν πάλαι, τὸν δὲ τύπον ἐν τῷ πηλῷ ξηρανθῆναι· ἀναι ρεῖσθαι δὲ τοὺς ἀνθρώπους πάντας, ὅταν ἡ γῆ κατενεχθεῖσα εἰς τὴν θάλασσαν, πηλὸς γένηται, εἶτα πάλιν ἄρχεσθαι τῆς γενέσεως, καὶ τοῦτο πᾶσι τοῖς κόσμοις γίνεσθαι xaτaßáhheir. Auf diese ganze Stelle hat meines Wissens zuerst Al. v. Humboldt wiederholt aufmerksam gemacht, zulezt im Kosmos I. p. 463. Statt der Worte túлov dágrηs τύπον δάφνης die alle Handschriften geben (auch der Münchner Cod. Graec. 68. fol. 71 B. extr.), liest Gronovius Túлov ágúns, Abdrücke von Sardellen. Welche Versteinerungen auf Paros

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