Ostafrikanische Studien: mit einer Karte von Nord-Abyssinien

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Häufige Begriffe und Wortgruppen

Beliebte Passagen

Seite 146 - Geschlechter verändert sich gänzlich durch die Heirath. Die Verlobung wird meistens sehr früh zwischen den Eltern oder Vormündern abgemacht, die es dabei auf Familien-Allianzen absehen. Doch geschieht es oft, dafs der Jüngling, der immer den ersten Schritt zu einer solchen Verbindung zu thun hat, bis in das männliche Alter wartet und dann seiner Neigung folgend wählt. Bei der Verlobung wird die Summe abgemacht, die der Knabe dem Vater des Mädchens zu geben hat, und der auch Geschenke in Kleidungsstücken...
Seite 491 - Niemand wird die Tragweite dieses Familienbegriffs verkennen. Wenn meine eigenen Kinder mich nichts angehen, sondern allein ihren mütterlichen Verwandten nachgehen, wenn dagegen mein Schwesterkind eng mit mir zusammenhängt und mein Erbe und Rächer ist, so muß sich natürlich das ganze Leben von Grund aus ändern.
Seite 478 - Wird eine Rechtsfrage vor sie gebracht, so hat jeder Anwesende das Recht, seine Meinung zu sagen; der Jüngste beginnt und so aufwärts und das letzte entscheidende Wort hat der Älteste von Allen. Oft ziehen sich die Greise zu einer geheimen Beratung zurück.
Seite 102 - ... legen zu können. Dann wartet er auf die Rückkunft der Barke, die inzwischen die übrigen Inseln besucht hat. Nach der Heimkehr in den Hafen werden zuerst die Kosten zu Gunsten des Armateurs abgezogen und dann gewöhnlich zu gleichen Theilen zwischen diesem und den Matrosen getheilt. Doch bekommt der Matrose, der eine Schildkröte gefangen, gewöhnlich das sechseckige Mittelstück als besondere Belohnung. Die Perlmutterschalen findet man von Suez bis zu den Küsten von Berbera; Djedda ist der...
Seite 103 - Meere ein grosser Reichthum von Schwämmen, der aber bis jetzt wenig ausgebeutet wurde. Ich habe davon sehr schöne Muster gesehen. Diese verschiedenen Meerproducte geben den meisten Anwohnern des Rothen Meeres Beschäftigung und Erwerb, besonders aber den Leuten von Dahalak , die durch ihre Lage darauf angewiesen sind. Bruce, in seiner Beschreibung der grossen Insel, kann nicht...
Seite 101 - Dorfschaften waren früher sehr reich, aber die Habsucht der Türken hat sie heruntergebracht. Sie haben immer noch viele Barken , die sie mit ihren zahlreichen Sklaven und Unterthanen bemannt auf die Fischerei ausschicken. Der alte Glanz zeigt -sich noch in der echt patriarchalischen Gastfreundschaft. Naht ein Fremder dem Dorfe, so geht ihm der Chef desselben von Weitem entgegen , führt ihn in ein Haus , das eigens zur Fremdenaufnahme bestimmt ist, und labt ihn mit Speise und Trank. Die Leute von...
Seite 480 - Der zeuge wird vor gericht geladen und verhört, die anzal der zeugen kann auf verlangen des klägers oder geklagten bis auf drei gebracht werden. Unfähig zum zeugen ist der dieb, der räuber, der notorische lügner, ausser disen das weib und das kind. Der zeuge macht eine einfache aussage oue alle eidliche bekräftigung.
Seite 143 - Shoho vermischten. Die ganze Physiognomie hat etwas Edles. Der würdevolle Ausdruck ist gehoben durch die noble Haltung, den langsamen fast affectirten Gang, die fast römische Tracht, das unbedeckte Haupt mit seinem reichen Haarwuchs und die Ruhe im Vortrag. Die Stimme hat etwas Gutmüthiges, aber Gemeines, was den Eindruck stört, und das Auge, das beim Kinde Muth und Feuer ist, verliert beim Mann den Ausdruck und erinnert daran, dass diese Nation ihre Bliithe und Kraft hinter sich hat.
Seite 146 - Frauen haben und deshalb nicht sehr wählerisch sind. Der Schleier wird vor der Heirath nie getragen und auch nachher ist er nur vor Fremden und bei Reisen gebräuchlich und bedeckt das ganze Gesicht. Doch richten sich die Bewohner Massua's viel mehr nach der arabischen Sitte. Die Mädchen haben auch, wenn sie erwachsen sind, alle mögliche Freiheit; sie gehen aus und ein, wie es ihnen beliebt. Ich kann hier eine eigeuthümliche Sitte nicht unerwähnt lassen.
Seite 473 - Jedes Haus bereitet für diesen Tag viel Bier vor; auch für jeden Toten des Hauses wird ein kleiner Topf voll zwei Tage lang im Hause hingestellt und dann von den Lebenden getrunken. An diesem Feste begibt sich die ganze Bevölkerung eines Gaues an einen besonderen Platz, wo Spiel und Tanz den Tag verkürzen. Wer an diesem Tage Schläge gut hat, gibt sie ungestraft zurück. Es ist ein Tag des Friedens, wo alle Fehde ruht.

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